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Warum unterrichtest Du Menschen heute in Nia und nicht etwa in Schwimmen oder Fitness?
Nia ist ein positiver Lebensweg, ein Weg, die eigene Persönlichkeit zu entfalten. Es geht um Lebensfreude, um Harmonie, darum sich selbst zu kennen und zu spüren – und dabei seelisch und auch körperlich zu wachsen. Wenn man über die positiven Effekte von Nia spricht, darf man ja auch die körperliche Fitness nicht vergessen: Man wird kräftiger, schlanker, schöner. Ich meine damit nicht die perfekte Figur, die man beim Bauch-Beine-Po trainiert. Man bewegt sich aber im Nia so, dass man nach der Stunde Harmonie und Schönheit empfindet. Menschen, die Nia machen, fühlen sich schön und bewegen sich schön – und sehen aus diesem Grund auch schön aus.
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Was war bei Dir der Moment, an dem Dir klar wurde: Wow, Nia ist wirklich meine Sache?
Tja, das weiß ich noch genau. Eine Freundin hatte mich in Stockholm mit in eine Nia Stunde genommen. Ich fühlte mich falsch: schlimme Panflötenmusik ertönte, ich war irgendwie verkehrt angezogen. Doch dann sagte die Trainerin irgendwann, wir sollten eine Bewegung probieren, uns vom Boden abstoßen und in die Luft fallen. Die Bewegung hat mich sehr berührt. Sie erinnerte mich daran, wie ich mich beim Schwimmen immer vom Beckenrand abstieß. In dem Moment fühlte ich das erste Mal die Möglichkeit, dass auch ich in der Welt außerhalb des Wassers einen Platz habe, dass auch ich am Boden eine gute Bewegung, ein gutes Leben für mich finden würde. Danach war ich begeistert!
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Ann, Du bist durch den Profi-Sport an Höchstleistung und Drill gewöhnt. Was für eine Rolle spielt das Thema beim Nia?
Das ist ja gerade das Tolle: Es gibt beim Nia keinen Zwang, niemand braucht sich zu quälen. Im Vordergrund steht immer die Freude an der Bewegung. Wir haben im Nia mehrere Intensitätsstufen, in denen wir tanzen können: Level eins, zwei und drei. In jeder Stunde mache ich meinen Teilnehmern ein Angebot, unterrichte mit der Haltung: Hey, spüre und wähle selbst, wie weit Du „heute“ gehen willst, welches Level Deines ist. Ich liebe das Prinzip „Weniger ist oftmals mehr“, das man auf Level eins spürt. Ebenso ermutige ich athletische Teilnehmer, kräftige, dynamische Bewegungen zu machen. Wer alle drei Intensitäten kennt und wählen kann, hat übrigens nicht nur mehr Spaß beim Tanzen, sondern gewinnt auch an Körperbeherrschung.
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Wie bringst Du eigentlich Dein Wissen als Physiotherapeutin mit in Deine Ausbildungen und Nia-Stunden?
Nia nutzt ja auch Elemente aus dem Yoga, aus Thai Chi, Alexandertechnik und Feldenkrais, das heißt, es werden im Tanz verschiedene heilende, entspannende Haltungen oder Bewegungen angeboten. Damit die Teilnehmer der Belts oder Kurse das leicht umsetzen können, arbeiten wir im Nia mit so genannten „Perlen“. Das sind Bilder, die Bewegungen erleichtern. Wenn ich sage, dass man zu einer Feder oder zu einem Roboter werden soll, können sich die Tänzer darunter sofort etwas vorstellen, setzen das Bild auf ihre Art um. Klar weckt das auch Kreativität, aber das Schönste ist, dass man mit solchen Bildern automatisch die richtigen Bewegungen für sich selbst entdeckt. Es ist magisch.
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Gibt es eine Geschichte eines Schülers, einer Schülerin, die Dich wirklich berührt hat?
Mich berührt der Tanz und die Entwicklung eines jeden Schülers. Jeder für sich ist einzigartig und wunderbar. Immer wieder sehe ich, wie sehr meine Teilnehmer über sich hinaus wachsen, wie sie nicht nur stärker oder fitter werden, sondern auch anmutiger, selbstbewusster & weicher. Oder besser auf sich selbst achten. Ich muss sagen, das zu sehen, sind mit die schönsten Momente für mich.